Warum läuft Wasser in die Asse?

Weder die Geologie der Asse, noch das Bergwerk selbst entsprechen den Anforderungen an einen Ort, an dem radioaktive Abfälle lagern sollten. Durch Risse im Salz und im umliegenden Gebirge läuft Grundwasser in die Schachtanlage Asse II. Aktuell sind es rund 12,5 Kubikmeter pro Tag. Ein „Absaufen“ der Asse kann nicht ausgeschlossen werden.

Ursache 1: Die Geologie

Das Salz der Asse ist von anderen Gesteinen umgeben. Das Gestein besteht aus verschiedenen Schichten, die erdgeschichtlich als Buntsandstein bezeichnet werden. Dazu gehören Ton-, Sand- und Kalkstein. Weiterhin finden sich im umliegenden Gebirge Muschelkalk und Schichten des sogenannten Keuper.

In diesen Gesteinen befinden sich zahlreiche Risse und Störungen. Darin kann sich Grundwasser bewegen. Teilweise sind die Gesteinsschichten unterbrochen und gegeneinander verschoben. Vor allem südwestlich des Bergwerks sind die Störungen zu finden. Sie sind entstanden, weil das Salz über viele Millionen Jahren Richtung Tagesoberfläche drängte und die darüber liegenden Gesteinsschichten nahezu senkrecht aufwölbte und verformte.

Ursache 2: Das Bergwerk

Neben einer Geologie, die nicht den Erfordernissen an einen Endlagerstandort genügt, ist auch das Bergwerk der Schachtanlage Asse II denkbar ungeeignet. Durch den über 50 Jahre andauernden Abbau von Salz in der Asse sind unter Tage auf engstem Raum viele Hohlräume entstanden. Um keinen Rohstoff zu verschenken, wurde selbst das stützende System aus Pfeilern und Decken (Schweben) auf ein Minimum reduziert. Auch der Abstand zu den umliegenden Gesteinsschichten sollte so gering wie möglich sein. Hintergrund: Die Bergwerksbetreiber wollten Geld verdienen und dachten nicht daran, dass nachfolgende Generationen auf die Idee kommen würden, das Bergwerk für die Lagerung von radioaktiven Abfällen zu nutzen.

Der Druck der umliegenden Gesteinsschichten führt dazu, dass sich das Grubengebäude verformt. Hierbei entstehen Risse im Salz, die eine Verbindung zwischen dem Bergwerk und den wasserführenden Gesteinsschichten im umliegenden Gebirge schaffen. Seit 1988 dringt so Grundwasser in einer Tiefe zwischen 500 und 600 Metern in das Bergwerk ein.

Glück im Unglück

Das in das Bergwerk laufende Grundwasser ist mit Steinsalz (Natriumchlorid) gesättigt. Darüber hinaus fließt das Wasser derzeit nur durch Bereiche, in denen sich Steinsalz befindet. Die Lösung führt derzeit nicht zu einer weiteren Auflösung des Steinsalzes.

Risiken

Würde sich die Zusammensetzung der zutretenden Lösungen ändern, könnten diese Salz auflösen. Dadurch würden sich die Fließwege vergrößern, mehr Wasser würde sich durch diese Risse bewegen und noch mehr Salz würde aufgelöst werden. Ein Szenario, das nicht mehr aufzuhalten wäre.

Im Bergwerk befinden sich zudem Schichten von Kalisalzen (unter anderem Magnesiumchlorid und Kaliumchlorid). Würde die mit Steinsalz gesättigte Lösung an diese Bereiche gelangen, würde es zu Umlösungsprozessen kommen: Steinsalz würde aus dem Salzwasser herausgelöst (Kristallbildung) und dafür Kalisalze gelöst werden. Ein Kubikmeter der Salzlösung könnte dann rund drei Kubikmeter des Kalibereichs beeinträchtigen. Stabilitätsprobleme und neue Fließwege wären die Folge.

Fließwege des Grundwassers

Jährlich fallen auf dem Asse-Höhenzug 500 bis 700 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. Nur etwa 10 Prozent gelangen in das Grundwasser. Der Rest fließt in Bäche, verdunstet direkt oder wird von Pflanzen aufgenommen.

Das Salz in der Asse ist bedeckt von wasserstauenden und wasserdurchlässigen Gesteinsschichten (Grundwasserleiter). Diese Schichten fallen im Umfeld der Asse bis auf eine Tiefe von über 1000 Meter unter die Oberfläche ab. Das Grundwasser im Asse Höhenzug ist in tieferen Schichten salzhaltig. Das darüber liegende süße, leichtere Grundwasser bewegt sich nicht in die Tiefe, sondern oberflächennah und parallel zum Asse-Höhenzug.

Offene Fragen

Über die genauen Fließwege der zutretenden Lösungen liegen keine vollständigen Erkenntnisse vor. Mit Hilfe von geeigneten Messmethoden soll die Herkunft des Wassers bestimmt werden. Die Zutrittslösung in der Asse hat eine spezielle Signatur von Spurenelementen und natürlichen Isotopen, die typisch für Wasser aus dem Buntsandstein ist. Eine solche Schicht befindet sich südwestlich des Bergwerks in unmittelbarer Nähe zum Salzgestein. Allerdings lässt die Bandbreite der Messwerte auch andere Interpretationen zu. Es sind also auch andere Fließwege denkbar.

Ziel von Geologen ist es, bessere Aussagen zu der Herkunft des Zutrittswassers machen zu können. Auch erhoffen sich die Geologen Erkenntnisse, um die zukünftige Entwicklung des Lösungszutritts in der Asse besser bewerten und vorhersagen zu können.

An der Verbruchstrecke auf der 750-Meter-Ebene wurde die Schädigung des Grubengebäudes besonders deutlich. Der Bereich wurde 2017 verfüllt.

Info Asse

Wenn Sie sich selbst ein Bild von den Gegebenheiten machen wollen, laden wir Sie zu einer Befahrung der Schachtanlage Asse II ein. Verschaffen Sie sich ein eigenes Bild davon, wo die Wässer in der Asse aufgefangen werden, wie sie nach über Tage gelangen und welche umfangreichen Messungen durchgeführt werden, um die Unbedenklichkeit der abzugebenden Wässer nachzuweisen. Weitere Informationen hierzu erhalten Sie in der Infostelle Asse.