Endlager Morsleben

Betrifft: Morsleben. So sicher ist sicher – Umgang mit Ungewissheiten bei der Sicherheitsbewertung

Wie geht die BGE mit Ungewissheiten bei der Sicherheitsbewertung des Endlagers Morsleben um? Diese und weitere Fragen rund um das Thema Langzeitsicherheit beantworteten Experten in einer Online-Veranstaltung.

Im Endlager Morsleben in Sachsen-Anhalt liegen rund 37.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktive Abfälle tief unter der Erde. Die Stilllegung des Endlagers unter Verbleib der eingelagerten Abfälle ist die Aufgabe der BGE. Die endgültige Genehmigung zur Stilllegung steht aber noch aus: Zentraler Punkt des laufenden Genehmigungsverfahrens ist die Bewertung der Langzeitsicherheit.

Diesem Punkt widmeten sich am 18. November die BGE-Experten Matthias Ranft und Dr. Steffen Knospe in der Online-Veranstaltung „Betrifft: Morsleben“. Sie veranschaulichten den Teilnehmer*innen, wie die Langzeitsicherheit eines Endlagers bewertet wird. Außerdem erläuterten sie, wie die BGE mit bestehenden und verbleibenden Ungewissheiten umgeht und welche Techniken das Sicherheitssystem unter Tage verbessern. 

Im ersten Teil des Livestreams stellten die BGE-Experten verschiedene Formen von Sicherheitsprognosen vor.  Matthias Ranft definierte zunächst anhand verschiedener Perspektiven den Begriff „Sicherheit“ und wie die Wahrnehmung von Sicherheit im Einzelnen auseinandergehen kann. Wichtig sei, auch bei der Einschätzung von Risiken, objektiv zu bleiben und jeweils bestmögliche Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Übertragen auf das Endlager Morsleben bedeute dies, dass die BGE als Betreiberin den Nachweis erbringen muss, eine sichere Stilllegung durchführen zu können.

„Ungewiss ist nicht gleich unsicher“  

Matthias Ranft veranschaulichte, wie ein gestaffeltes Sicherheitssystem im Endlager Morsleben aussieht: So ist bereits mit dem vorhandenen Wirtsgestein Steinsalz ein wesentlicher Schutzfaktor durch die umgebende Geologie gegeben. Die Geologie allein reicht jedoch nicht aus. Durch Verfüllmaßnahmen und mit dem Bau von Abdichtbauwerken schaffen die Bergleute weitere technische Barrieren, die das Sicherheitssystem im Endlager Morsleben optimieren. 

Im zweiten Teil der Informationsveranstaltung führte Dr. Steffen Knospe in die Methodik zur Sicherheitsanalyse und den systematischen Umgang mit Ungewissheiten ein.

Analyse von zukünftigen Risiken

Den Kern der sicheren Stilllegung des Endlagers Morsleben bildet die Bewertung der Langzeitsicherheit. Um die Sicherheit bis zu 1 Million Jahre belegen zu können, bedient sich die BGE folgender Methodik: Zunächst orientiert sie sich an ganz konkreten Schutzzielen, die in Form von Regelwerken vorgegeben sind und eingehalten werden müssen. Dazu zählt etwa die möglichst geringe Freisetzung von Radioaktivität über einen Zeitraum von 1 Million Jahre.

Im nächsten Schritt betrachtet die BGE Risikofaktoren, die dazu führen könnten, dass Schutzziele nicht eingehalten werden. Über den Zeitraum von 1 Million Jahre treten dabei zwangsläufig Ungewissheiten auf, da beispielsweise das Klima oder das Systemverhalten einzelner Endlagerkomponenten beziehungsweise Parameter (etwa Gasbildung, Durchlässigkeiten, Löslichkeiten eingelagerter Stoffe) nicht eindeutig prognostizierbar sind. Um dennoch zuverlässige Bewertungen zur Langzeitsicherheit durchführen zu können, bedient sich die BGE folgender Methoden zum Umgang mit Ungewissheiten: 

  • Vollständige Identifikation und Erfassung
  • Generalisierungen
  • Systematik
    - bei der Ermittlung von Entwicklungen
    - durch Vergleiche, Analogien und Variantenbetrachtung
    - mit Hilfe von Simulationen und Modellrechnungen

Wie diese Methoden im Detail umgesetzt werden und wie sie dazu beitragen, Ungewissheiten zu bewerten und zu reduzieren, können Sie auch den Vortragsfolien entnehmen, die wir Ihnen zum Download zur Verfügung stellen: Auf der Homepage der BGE finden Sie sowohl die Folien von Dr. Steffen Knospe (PDF, nicht barrierefrei, 3,13 MB) als auch die Folien zur Präsentation von Matthias Ranft (PDF, nicht barrierefrei, 1,01 MB).

Lebendige Diskussion und Fragerunde

Bereits während der Vorträge und auch bei der Fragerunde im Anschluss gab es zahlreiche Rückfragen zu Details der Fachvorträge und zur aktuellen Stilllegungsplanung des Endlagers Morsleben. Die Fragen wurden durch die Experten beantwortet und die Antworten stehen in Kürze online zum Nachlesen zur Verfügung.

Wer sich die Veranstaltung noch einmal in voller Länge anschauen möchte: Die Aufzeichnung des Livestreams "Betrifft: Morsleben" finden Sie auf dem YouTube-Kanal der BGE (externer Link)

Über die Veranstaltungsreihe Betrifft: Morsleben

Die Veranstaltungsreihe „Betrifft: Morsleben“ ist ein Forum für interessierte Bürger*innen, um über aktuelle Arbeiten und Fragestellungen mit den Mitarbeiter*innen der BGE ins Gespräch zu kommen. 
Aufgrund der aktuellen Situation rund um die Corona-Pandemie ist eine Dialogveranstaltung in Präsenz nicht möglich. Die BGE hat daher entschieden, Veranstaltungen vorerst weiter als Online-Konferenzen anzubieten.

Drei Männer stehen nebeneinander an Stehtischen und sehen in die Kamera

Informierten über den Umgang mit Ungewissheiten: Manuel Wilmanns, Matthias Ranft, Dr. Steffen Knospe (von links)