Endlagersuche

Rückblick auf „Betrifft: Standortauswahl“ – Methoden der übertägigen Erkundung

Wenn die Standortregionen für ein Endlager feststehen, beginnt für die BGE die nächste entscheidende Phase: die detaillierte Erkundung des geologischen Untergrunds.

Im Jahr 2020 hat die BGE insgesamt 90 Teilgebiete identifiziert, die günstige geologische Voraussetzungen für ein Endlager erwarten lassen. Derzeit prüft die BGE, welche dieser Gebiete tatsächlich für die sichere Endlagerung infrage kommen. In diesen sogenannten repräsentativen vorläufigen Sicherheitsuntersuchungen (rvSU) bewertet die BGE erstmals in jedem Gebiet den möglichen sicheren Einschluss der hochradioaktiven Abfälle. Nur Gebiete, die alle Kriterien für die sichere Endlagerung erfüllen, und im Vergleich die bestgeeigneten Gebiete sein könnten, schlägt die BGE dann bis Ende 2027 als Standortregionen vor. Nach der entsprechenden Parlamentsentscheidung beginnt Phase II der Endlagersuche – und damit starten auch die übertägigen Erkundungen.

Erkundung ohne Schaufel

Übertägig? Für Laien mag es paradox klingen, so den geologischen Untergrund zu erforschen. Doch im Rahmen der rvSU hat die BGE für jede Standortregion Verfahren definiert, die von der Oberfläche aus einen möglichst genauen Blick auch in große Tiefen ermöglichen. „Die momentan vorliegende Datenlage unterscheidet sich von Region zu Region. Wir werden verschiedene Untersuchungsmethoden wie Seismik, Potenzialverfahren und Bohrungen kombinieren, um für jede Standortregion ein möglichst genaues Gesamtbild des Untergrunds zu bekommen“, sagte Otto Christopeit, in der Standortauswahl leitet er die Abteilung Erkundung. Alle Ergebnisse wird die BGE in geologischen Modellen der jeweiligen Standortregionen zusammenfassen. Diese sollen als Entscheidungsgrundlage für den Vorschlag zur untertägigen Erkundung der BGE in Phase III dienen. 

Verschiedene Verfahren ergänzen sich

„Für uns ist die Seismik das Hauptverfahren der übertägigen Erkundung“, erläuterte Frank Meier, Gruppenleiter Geophysikalische Erkundung. Dabei schicken auf schweren Fahrzeugen montierte Vibratoren seismische Wellen in den Untergrund, die von Schicht- bzw. Gesteinsgrenzen und anderen Strukturelementen reflektiert werden. Zahlreiche Empfänger, sogenannte Geophone, zeichnen diese „Echos“ auf. Die Art der Reflektionen gibt Aufschluss über die geologischen Strukturen bis zu einer Tiefe von mehr als 2.000 Metern. Ergänzend setzt die BGE sogenannte Potenzialverfahren aus der Luft ein. Hubschrauber oder Drohnen fliegen über das jeweilige Gelände und messen zum Beispiel die Erdanziehungskraft und die daraus resultierenden Dichteunterschiede oder elektrische und magnetische Eigenschaften der Untergrundformationen. 

„Diese Methoden liefern schon ein sehr gutes Bild des Untergrunds – sie reichen aber noch nicht aus, um ein belastbares geologisches Modell zu erstellen“, sagte Frank Meier. Ergänzt werden sie deshalb durch Erkundungsbohrungen bis in die Zieltiefe von bis zu 1.500 Metern. Dabei entnimmt die BGE Gesteinsproben und untersucht das anstehende Gestein im Bohrloch direkt, um die physikalischen und chemischen Eigenschaften wie beispielsweise Porenfüllungen, elektrische Eigenschaften oder Gasgehalten zu erfahren. „In den Bohrungen erhalten wir vor Ort sehr exakte Ergebnisse, die wir mit den Erkenntnissen aus den anderen Untersuchungsmethoden abgleichen“, führt Frank Meier aus.

Forschungsprojekte der BGE

Schon jetzt erprobt die BGE die Erkundungsmethoden im Forschungsprojekt GeoMetEr im Erzgebirge. Dort will sie herausfinden, welche Kombinationen der Untersuchungsmethoden besonders geeignet sind, um Standortregionen zu erkunden. Auch neue Techniken werden in diesem Projekt getestet. Darüber hinaus ist die BGE am Forschungsprojekt GeoLaB im Odenwald beteiligt. Hier erhofft man sich wertvolle Erkenntnisse zum Auffahren eines Bergwerks in kristallinem Gestein, in dem die BGE – anders als im Salzgestein – noch nicht viele Erfahrungen sammeln konnte. Otto Christopeit: „Wir arbeiten kontinuierlich daran, unsere Erkundungsmethoden weiter zu verbessern.“

Lebhafte Fragerunde

Im Anschluss an die Vorträge hatten die Teilnehmenden der Veranstaltung viele Fragen an die Expert*innen der BGE: Ein Teilnehmer wollte wissen, ob die übertägigen Erkundungsmethoden überhaupt zuverlässig genug seien, um später vor negativen Überraschungen im Untergrund zu schützen. Die BGE wies unter anderem darauf hin, dass die heutigen Erkundungsmaßnahmen viel bessere Ergebnisse liefern als vergleichbare Methoden in der Vergangenheit, dass von der BGE initiierte Forschungsprojekte genau dies prüfen, und dass die Ergebnisse immer durch Bohrungen verifiziert werden müssen. Von Interesse war auch, ob Erkundungsbohrungen Salzgestein so beschädigen könnten, dass der Salzstock undicht werden könnte und sich deshalb für ein Endlager nicht mehr eignet. Die BGE entgegnete, dass nur Salzstrukturen betrachtet werden, deren Steinsalzkern homogen und so groß ist, dass Erkundungsbohrungen in sicherem Abstand zu einem potenziellen künftigen Endlager gebohrt werden können. Eine andere Teilnehmerin interessierte sich dafür, wie lange die Erkundungsmaßnahmen dauern und wie die Kommunikation mit betroffenen Gemeinden ablaufen wird. Als grobe Schätzung gab die BGE eine Dauer von fünf bis zehn Jahren an und versicherte, dass sie mit den Gemeinden früh in den Dialog treten wird, um alle nötigen Informationen mitzuteilen.
 

Aufzeichnung der Veranstaltung

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Veröffentlicht am: 08. August 2025

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