
Das Forschungsprojekt „GeoMetEr“
„Vor der Hacke ist es duster“, lautet ein Sprichwort aus dem Bergbau. Es verdeutlicht ein grundsätzliches Problem: Wie es im Untergrund wirklich aussieht, ist erst bekannt, wenn man das Gestein sieht. In der Vergangenheit mussten hierzu häufig Bohrungen durchgeführt werden, um Aufschluss über den geologischen Untergrund zu erhalten. Heute gibt es viele andere Methoden, den Untergrund minimalinvasiv zu erkunden.
Mitte März 2023 startet die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) als Initiatorin und Auftraggeberin daher gemeinsam mit einer Projektgruppe unter der Leitung der Technischen Universität Bergakademie Freiberg das Forschungsprojekt „GeoMetEr“. Mit diesem sollen geophysikalische Messverfahren für übertägige Erkundungsprogramme entwickelt und untersucht werden, mit deren Hilfe in der nächsten Phase des Standortauswahlverfahrens die sogenannten Standortregionen minimalinvasiv, ohne nachhaltige Schädigung der tieferen Gesteinsschichten, erkundet werden können. Auf dieser Projektseite informiert die Öffentlichkeitsarbeit Standortauswahl über das Forschungsprojekt, gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen und berichtet über die neuesten Entwicklungen.
Kurzvorstellung des Forschungsprojekts
Im Forschungsprojekt „GeoMetEr“ soll die Eignung und Aussagefähigkeit verschiedener geophysikalischer Messmethoden und Methodenkombinationen am Beispiel von zwei Forschungsregionen genauer erforscht werden. Ziel ist, möglichst verlässliche Aussagen zur geologischen Situation zu erhalten. Betrachtet werden die folgenden geophysikalischen Messmethoden:
- Seismik: Mit verschiedenen Techniken (beispielsweise Vibrationsfahrzeugen) werden Vibrationen erzeugt, deren Schwingungen sich wie Schallwellen durch die Erde bewegen und von unterschiedlichen Gesteinen und Materialien reflektiert werden. Diese Reflektionen werden ausgewertet und können so Aufschluss über die Geologie und Struktur des Untergrunds geben.
- Magnetische und elektromagnetische Messungen aus der Luft (etwa mit Hubschraubern oder Flugdrohnen): Mit Hilfe magnetischer Messungen werden Variationen im natürlichen Erdmagnetfeld gemessen. Diese werden von magnetisierten Gesteinen im Untergrund verursacht und ermöglichen so die Abbildung von geologischen Störungen. Bei den elektromagnetischen Messungen wird ein im Untergrund induziertes Magnetfeld ausgewertet. Da unterschiedliche Gesteine verschiedene Leitfähigkeiten aufweisen, lassen sich so Rückschlüsse auf die Geologie und Gesteinsarten ziehen.
- Je eine Forschungsbohrung pro Forschungsregion von bis zu 600 beziehungsweise 1.500 Metern Tiefe: Sie dienen zum einen der Absicherung der oberflächennahen Messergebnisse, ermöglichen aber auch die Erkundung tieferer geologischer Schichten. Hierbei werden Messsonden in die Bohrung eingebracht, um Bohrlochmessungen in verschiedenen Tiefen durchzuführen. Weiterhin werden Gesteinsproben aus der Bohrung im Labor untersucht.
Aktuelles
7. Juni 2023: Die BGE benennt die zweite Forschungsregion im südlichen Baden-Württemberg. Die vorbereitenden Messungen zur Identifikation möglicher elektromagnetischer Störeinflüsse (etwa durch Sende- und Strommasten) durch die Universität Münster im Landkreis Sigmaringen sind erfolgreich abgeschlossen.
Die wissenschaftliche Auswertung der Daten hat nur lokale Störeinflüsse erkennen lassen, die nicht über das normale Maß hinausgehen und den geplanten Messungen nicht entgegenstehen. Ausgehend von diesen Ergebnissen wurde nun unter Berücksichtigung der lokalen Geologie und möglicher Schutzgebiete eine 150 Quadratkilometer große Forschungsregion bestimmt.
Diese erstreckt sich über die Gemeinden Sauldorf sowie die angrenzenden Gebietskörperschaften Wald, Herdwangen-Schönach, Meßkirch, Pfullendorf, Leibertingen im Landkreis Sigmaringen, Mühlingen und Hohenfels im Landkreis Konstanz sowie Neuhausen ob Eck im Landkreis Tuttlingen. Am Zuschnitt der Forschungsregion Langenweißbach wird indes noch gearbeitet.
Mitte März 2023: Im Zuge des Forschungsprojektes GeoMetEr wurden erste einfache Messungen an einzelnen Punkten im Landkreis Sigmaringen durchgeführt. Die Messungen fanden in einem Gebiet statt, welches aufgrund von seismischen Aktivitäten von der BGE im Standortauswahlverfahren nicht mehr berücksichtigt wird.

Sie dienten dazu, mögliche elektromagnetische Störeinflüsse beispielsweise durch Sende- und Strommasten zu identifizieren. Ausgehend von diesen Messungen soll nun eine 100 bis 150 Quadratkilometer große Forschungsregion in diesem Gebiet bestimmt werden, um neue minimalinvasive Erkundungsmethoden zu erproben.
Die BGE bedankt sich bei ihrer Projektpartnerin, der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, für die Durchführung der Messungen sowie bei den Waldbesitzer*innen für die Erteilung der Befahrungsrechte.
Weitere Informationen
Forschung Endlagersuche Phase I Schritt 1: Teilgebiete Phase I Schritt 2: Standortregionen Fachkonferenz-Datenbank Meldungen und Pressemitteilungen 3D-Seismik Planspiel EndlagersucheBürger-Dialog
Wenn Sie Fragen oder Anmerkungen zur Endlagersuche haben, schreiben Sie uns gern eine E-Mail an dialog(at)bge.de oder nutzen Sie unsere Hinweisplattform.
Fragen und Antworten
Wo wird das Forschungsprojekt durchgeführt?
Das Forschungsprojekt „GeoMetEr“ wird in zwei Forschungsregionen durchgeführt. Beide Forschungsregionen kommen aus Sicht der BGE aufgrund der im Standortauswahlgesetz vorgegebenen Ausschlusskriterien als zukünftiger Endlagerstandort für hochradioaktive Abfälle nicht in Frage. Sie werden daher im weiteren Suchverfahren nicht mehr von der BGE berücksichtigt. Darüber hinaus müssen die beiden Forschungsregionen groß genug für die Anwendung der Messverfahren sein und über eine geeignete Geologie verfügen.
Die erste Forschungsregion wurde in der Nähe der Gemeinde Langenweißbach im Erzgebirge gefunden und baut auf einem vorangegangenen Forschungsprojekt der Technischen Universität Bergakademie Freiberg auf. Das Gebiet wurde von der BGE wegen der Ausschlusskriterien „Aktive Störungszonen“ und „Einflüsse aus gegenwärtiger oder früherer bergbaulicher Tätigkeit“ aus dem Standortauswahlverfahren ausgeschlossen. Die geplanten Messungen dienen der Untersuchung des kristallinen Wirtsgesteins, für welches es nur wenig Informationen und praktische Erfahrungen gibt.
Der genaue Zuschnitt der 100 bis 150 Quadratkilometer großen Forschungsregion in der Nähe der Gemeinde Langenweißbach wird von der Projektgruppe aktuell erarbeitet und soll im Sommer 2023 bekannt gegeben werden.
Die zweite Forschungsregion wurde in der Nähe der Gemeinde Sauldorf im südlichen Baden-Württemberg gefunden. Dieses Gebiet wurde aufgrund des Ausschlusskriteriums „Seismische Aktivität“ aus dem Standortauswahlverfahren ausgeschlossen. Hier soll mit Hilfe der verschiedenen Messverfahren die Schutzwirkung eines Deckgebirges genauer erforscht werden.
Die Forschungsregion Sauldorf ist 150 Quadratkilometer groß und erstreckt sich über die Gemeinden Sauldorf sowie die angrenzenden Gebietskörperschaften Wald, Herdwangen-Schönach, Meßkirch, Pfullendorf und Leibertingen im Landkreis Sigmaringen, Mühlingen und Hohenfels im Landkreis Konstanz sowie Neuhausen ob Eck im Landkreis Tuttlingen.
Wie lief die Suche nach der Forschungsregion in Baden-Württemberg ab?
Die Forschungsregion Langenweißbach stand aufgrund eines vorangegangenen Forschungsprojektes der TU Bergakademie Freiberg bereits fest.
Die Forschungsregion Sauldorf musste dagegen erst noch gefunden werden. Hierfür wurden im Landkreis Sigmaringen vom 13. bis 17. März einfache Messungen an einzelnen Punkten durchgeführt, um mögliche elektromagnetische Störeinflüsse (beispielsweise durch Sende- und Strommasten) zu identifizieren. Zwei Mitarbeiter*innen unseres Projektpartners Universität Münster und ein BGE Mitarbeiter waren hierfür mit einem Kleintransporter beziehungsweise PKW im Landkreis unterwegs.
Die Messungen fanden in Wäldern der Städte Mengen, Meßkirch, Pfullendorf und Sigmaringen und der Gemeinden Bingen, Hohentengen, Krauchenwies und Sauldorf statt. Ausgehend von den wissenschaftlichen Auswertungen dieser Messungen wurde dann die 150 Quadratkilometer große Forschungsregion bestimmt.
Was sind die nächsten Schritte im Forschungsprojekt?
Als nächsten Schritt legt die Projektgruppe den genauen Zuschnitt der Forschungsregion Langenweißbach fest.
Magnetische und elektromagnetische Messungen aus der Luft sowie erste seismische Messungen sind in der Forschungsregion Sauldorf ab Herbst 2023 angesetzt. In der Forschungsregion Langenweißbach sind diese Messungen für den Winter 2023 angesetzt.
Über die nächsten Schritte informieren wir Sie auf dieser Webseite.
Wer gehört der Projektgruppe an?
• Technische Universität Bergakademie Freiberg (Projektleitung)
• Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik
• Westfälische Wilhelms-Universität Münster
• Leibniz-Institut für Photonische Technologien
• DMT GmbH & Co. KG
• Terratec geophysical services GmbH & Co. KG
• Supracon AG
• Solexperts AG
• Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe
An wen kann ich mich wenden, wenn ich weitere Fragen zum Forschungsprojekt habe?
Bei Fragen zum Forschungsprojekt „GeoMetEr“ wenden Sie sich bitte per E-Mail an das Team der Öffentlichkeitsarbeit Standortauswahl unter dialog(at)bge.de.