Das Salzwasser in der Asse

In die Schachtanlage Asse II dringt seit Jahrzehnten Wasser ein. Damit besteht die Gefahr des Absaufens. Mit „Absaufen“ bezeichnen Bergleute eine Situation, in der so viel Wasser in ein Bergwerk eindringt, dass darin nicht mehr sicher gearbeitet werden kann. Das Bergwerk müsste aufgegeben werden.

Wie sich der Zutritt entwickelt, können selbst die BGE-Fachleute nicht vorhersagen. Er kann sich jederzeit so verändern, dass ein sicherer Betrieb des Bergwerks nicht mehr möglich ist. Die Rückholung müsste in dem Fall abgebrochen werden.

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Ursachen und Hintergründe

Durch den intensiven Salzabbau schufen Bergleute über Jahrzehnte, insbesondere am südlichen Rand der Salzstruktur, auf engstem Raum viele Hohlräume. Diese Hohlräume sind dauerhaft dem Gebirgsdruck ausgesetzt und werden langsam aber stetig zusammengedrückt. Durch die Bewegung des Gebirges entstehen Risse, die das Eindringen des Wassers in das Bergwerk ermöglichen.

Glück im Unglück: In dem eindringenden Wasser ist sehr viel Salz enthalten. Fachleute sprechen von einer gesättigten Steinsalzlösung. Das bedeutet, dass die Lösung kein neues Steinsalz auflösen und so die Fließwege vergrößern kann. Als Steinsalz bezeichnen Bergleute Natriumchlorid, auch bekannt als Kochsalz. Daneben gibt es weitere Arten von Salz, wie zum Beispiel verschiedene Kalisalze.

Der Wasseranfall im Bergwerk ist übrigens unabhängig von der Regenmenge über Tage, weil das Wasser zunächst für sehr lange Zeiträume im Gestein unterwegs ist, bevor es in das Bergwerk eindringt. In Zeiten, in denen es mehr regnet, fangen wir also nicht mehr Wasser unter Tage auf.

Grafiken: Der intensive Salzabbau hat Spuren in der Schachtanlage Asse II hinterlassen. Die dabei entstandenen Hohlräume wurden später größtenteils verfüllt. So wurde das Bergwerk stabilisiert. Die Grafiken zeigen alle jemals existierenden Hohlräume der Schachtanlage Asse II – die jedoch nie gleichzeitig offen standen – sowie das Bergwerk im Jahr 2015, als bereits zahlreiche Hohlräume verfüllt worden waren.

Wasser ist nicht gleich Wasser

Die BGE fängt derzeit rund 13 bis 15 Kubikmeter Salzwasser pro Tag auf. Das ist ungefähr so viel, wie 50 Badewannen fassen. In der Schachtanlage Asse II gibt es mehr als 500 Stellen, die feucht sind oder tropfen. Oft versiegen diese Stellen von selbst wieder. An anderen Stellen fängt die BGE kontinuierlich Salzwasser auf. Die wichtigste Fassungsstelle ist heute die sogenannte Gleitbogenausbaustrecke. Diese befindet sich in einer Tiefe von rund 725 Metern und damit dicht über der Haupteinlagerungsebene. Hier werden rund 75 Prozent des zutretenden Salzwassers gefasst. Ein Teil des Salzwassers wird aufgefangen, bevor es die Gleitbogenausbaustrecke erreicht. Darüber hinaus dringt ein kleiner Teil des Salzwassers bis zu den Einlagerungskammern vor und hat Kontakt zu den radioaktiven Abfällen. An der ehemaligen Hauptauffangstelle auf der 658-Meter-Ebene wird seit Oktober 2024 kein Salzwasser mehr aufgefangen.

Wie wird das Salzwasser kontrolliert?

Egal wo die BGE die Lösung auffängt, sie wird intensiv untersucht. Überprüft werden unter anderem:

  • Zuflussmenge,
  • Salzgehalt,
  • Temperatur und
  • Dichte.

Zusätzlich wird die Lösung auch auf radioaktive Stoffe untersucht. Dabei spielt Tritium eine besondere Rolle.

Tritium ist eine radioaktive Variante von Wasserstoff und stammt aus den eingelagerten Abfällen. Dieser radioaktive Stoff ist gasförming und so klein, dass er durch kleinste Risse aus den Einlagerungskammern entweichen kann und beim Kontakt mit der Lösung unter Tage von dieser aufgenommen wird. Die Messungen zeigen, dass die Lösung aus der Hauptauffangstelle (Typ-A-Lösung) aber nur rund ein Zehntel der Menge Tritium enthält, die in Trinkwasser erlaubt wäre.

Im aufgefangenen Salzwasser sind außerdem noch Spuren an weiteren radioaktiven Stoffen enthalten, die aus dem umliegenden Gestein stammen. Das Wasser hat sie auf seinem Weg durch das Gebirge aufgenommen. Sie sind natürlichen Ursprungs und haben nichts mit dem Atommüll in der Schachtanlage Asse II zu tun.

Die BGE veröffentlicht regelmäßig alle relevanten Untersuchungsergebnisse und Messwerte auf ihrer Internetseite.

Zu den Messwerten

Wie wird das Salzwasser entsorgt?

Salzwasser, das keine oder nur in geringen Mengen radioaktive Stoffe enthält, wird freigegeben. Freigegeben bedeutet, dass das Salzwasser radiologisch unbedenklich ist und ohne weitere Einschränkungen weiterverwendet werden darf. Freigegebenes Salzwasser aus der Schachtanlage Asse II wird nach über Tage gepumpt und an einen zertifizierten Fachbetrieb aus der chemischen Industrie abgegeben. Die BGE veröffentlicht die wichtigsten Daten des abgegebenen Salzwassers regelmäßig auf der Seite für die Messwerte.

Kann das Salzwasser erst aufgefangen werden, nachdem es Kontakt mit den radioaktiven Abfällen hatte, ist eine Freigabe oftmals nicht möglich. Bis zu einem festgelegten Grenzwert darf die BGE dieses gering kontaminierte Salzwasser in den tiefsten Bereichen des Bergwerks zu Beton verarbeiten.

Ist das Salzwasser stärker belastet, wird es als radioaktiver Abfall deklariert. Es wird an die Landessammelstelle des Landes Niedersachsen abgegeben. Das passiert jedoch selten. Zuletzt war dies im Januar 2024 der Fall. Damals wurden rund 50 Liter kontaminiertes Salzwasser abgegeben.

Die BGE prüft ständig, welche weiteren Entsorgungswege möglich sind. Das ist wichtig. Nur wenn die Lösung regelmäßig abgegeben werden kann, lässt sich das Bergwerk dauerhaft sicher betreiben.

Kann man das nicht besser abdichten?

Stabilisierungsarbeiten

Es ist nicht möglich, das Bergwerk so abzudichten, dass keine Lösung mehr zutritt. Das liegt daran, dass das Gebirge an der Südflanke durch die Gebirgsverschiebung in die Abbaubereiche hinein großflächig aufgelockert ist, und das Verstopfen eines Weges zum Aufreißen eines neuen führen würde.

Wichtig ist es, das Bergwerk zu stabilisieren. Dafür verfüllt die BGE sämtliche Hohlräume, die für die Bergung der radioaktiven Abfälle nicht mehr benötigt werden. Dadurch verformt sich das Bergwerk langsamer, dafür gibt es schon Erfahrungswerte.

Wie lange sich das Bergwerk sicher betreiben lässt, ist nicht vorherzusagen. Eine wichtige Voraussetzung für die Rückholung der Abfälle ist es, dass die Hauptauffangstelle stabil betrieben werden kann, oder alternative Methoden für das Salzwasser-Management gefunden werden.

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