Gleich zu Beginn der Veranstaltung hatte Guido Oesterreich, Abteilungsleiter Bergwerk, gute Nachrichten zu verkünden. Die BGE fängt auf der 658-Meter-Ebene im Bereich der ehemaligen Hauptauffangstelle wieder relevante Salzwassermengen auf. Aktuell werden rund 10,5 Kubikmeter pro Tag aus einer Bohrung abgepumpt. Gleichzeitig sinkt die Menge des aufgefangenen Salzwassers in der sogenannten Gleitbogenausbaustrecke unmittelbar oberhalb der Haupteinlagerungsebene. In der Gleitbogenausbaustrecke wurden zuletzt noch rund 2,6 Kubikmeter täglich gefasst. Zum Vergleich: Vor einem halben Jahr betrug die Fassungsmenge in der Gleitbogenausbaustrecke noch über 11 Kubikmeter täglich, während auf der 658-Meter-Ebene keine Lösung mehr aufgefangen wurde.
Im Anschluss informierte Guido Oesterreich über den aktuellen Stand der Maßnahmen, mit denen die BGE auch zukünftig ein stabiles Lösungsmanagement sicherstellen möchte. Besondere Aufmerksamkeit genießt derzeit die Überfahrung der Hauptauffangstelle. Ziel ist es, oberhalb der eingebrachten Deponiefolie, in Richtung des südlichen Kammerendes zu gelangen. Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse soll geprüft werden, ob und wie die ehemalige Hauptauffangstelle saniert werden kann.
Im letzten Teil seines Vortrags gab Guido Oesterreich einen kurzen Überblick über den aktuellen Stand der Notfallplanung. Dabei sind besonders zwei Kennzahlen interessant, über die die BGE auch in der Vergangenheit berichtete: die Menge des zur Stabilisierung eingebrachten Sorelbetons und die Anzahl der sogenannten Strömungsbarrieren, die im Notfall die Ausbreitung radioaktiver Stoffe behindern und verzögern sollen. Guido Oesterreich informierte darüber, dass derzeit rund 440.000 Kubikmeter Sorelbeton eingebracht wurden, weitere rund 210.000 Kubikmeter sollen folgen. Zudem sind derzeit 50 Strömungsbarrieren errichtet. Für die kommenden Jahre ist der Bau von voraussichtlich weiteren 34 Strömungsbarrieren geplant.
Exklusive Bilder aus der Einlagerungskammer 12/750
Im Anschluss an die Ausführungen von Guido Oesterreich berichtete Christian Walter, Abteilungsleiter Strahlenschutz, über die Erkundungsarbeiten an den Einlagerungskammern 12 auf der 750-Meter-Ebene und 8a auf der 511-Meter-Ebene. Auf besonderes Interesse der Zuschauer*innen stießen neue Fotos aus der Einlagerungskammer 12. Erste Bilder aus der Einlagerungskammer ließen eine weitgehend geordnete Stapelung der Fässer vermuten. Aktuelle Aufnahmen zeigen jedoch, dass die Fässer an einigen Stellen durcheinandergeraten sind. Die Aufnahmen führten in der anschließenden Fragerunde zu mehreren Nachfragen. Die Nachfragen richteten sich insbesondere auf die Ursachen dieser Bewegungen. Christian Walter verwies darauf, dass für die Einlagerungskammer 12/750 keine Fotos aus der Einlagerungszeit vorliegen. Es könne daher kein Vergleich angestellt werden, ob die Fässer tatsächlich in Bewegung geraten sind oder ob diese bereits bei der Einlagerung so ausgesehen haben. Gleichzeitig ist das Bergwerk anhaltenden Verformungen durch den Gebirgsdruck ausgesetzt. Aufgrund dieser Verformungen könnte sich zum Beispiel der Kammerboden (bergmännisch: Sohle) aufgewölbt haben. Daraus resultierende Bewegungen könnten zu der sichtbaren Situation führen. Vermutungen von Zuschauer*innen, dass ein Aufblähen der Fässer durch Fäulnis im Inneren zu den Bewegungen geführt haben könnte, wies Christian Walter zurück. Dafür liegen keinerlei Indizien vor.
Die direkt unterhalb der Kammerdecke (bergmännisch: Firste) gemessene Ortsdosisleistung beträgt rund 4 Mikrosievert pro Stunde. „Dieser Wert ist typisch für schwachradioaktive Abfälle“, ordnet Christian Walter diesen Wert ein. Die Radon-Aktivitätskonzentration liegt bei rund 140 Kilobecquerel pro Kubikmeter und damit ebenfalls im erwarteten Rahmen. Auch sind in der Kammer keine explosiven Gasgemische ermittelt worden.
Für einige Zuschauer*innen überraschend war die gemessene relative Luftfeuchte von rund 50 bis 75 Prozent. Die relative Luftfeuchte liegt damit deutlich höher als im übrigen Grubengebäude, wo sie rund 20 bis 30 Prozent beträgt. Die erhöhte relative Luftfeuchte ist darauf zurückzuführen, dass bereits zur Einlagerungszeit festgestellt wurde, dass der Kammerboden durchfeuchtet ist. Die Lösung stammt aus den verfüllten Kaliabbauen der Nordflanke. Daher hatte man den Boden mehrere Meter mit Salzmaterial aufgefüllt, um die Abfallgebinde erhöht trocken zu lagern. Die BGE geht davon aus, dass der Boden weiterhin durchfeuchtet und darin die Ursache für die erhöhte relative Luftfeuchte zu finden ist.
Im Anschluss informierte Christian Walter über den aktuellen Stand der Erkundung der Einlagerungskammer 8a auf der 511-Meter-Ebene. Als eine wesentliche Voraussetzung der Genehmigung zur Kamerabefahrung wurde die vorhandene Abluftfilteranlage aus den 1970er Jahren durch eine moderne Anlage ersetzt. Derzeit werden restliche Arbeiten abgeschlossen und die gesamte Erkundungstechnik durch das Bundesamt für die Sicherheit in der nuklearen Entsorgung (BASE) als zuständige Aufsichtsbehörde abgenommen. Die Kamerabefahrung soll nach den Plänen der BGE noch in diesem Jahr beginnen.