Aktuelle Arbeiten - Schachtanlage Asse II

Übersicht über die wesentlichen Arbeiten im Juli 2020
 

Stabilisierung und Notfallplanung

Die Rückholung kann nur in einem langfristig stabilen Bergwerk erfolgen. Zudem müssen Vorbereitungen für einen möglichen Notfall getroffen werden.

  • Zum ersten Mal seit langer Zeit erreicht im Juli ein Zug die Schachtanlage Asse II. Er transportiert in einem Kesselwagen wässrige Lösung. Die Bahn fährt vom Eisenbahngleis der Bundesbahn über die Grubenanschlussbahn der BGE von Wendessen zur Asse. Der Bahnhof in Wittmar ist zum Umkoppeln der Wagen ausgebaut. Das Streckenstück zwischen Wittmar und der Schachtanlage ist so steil, dass jeweils nur drei beladene Wagen transportiert werden können.
  • Mit dem Entladen des Kesselwagens erlebt die Anlage zum Fassen von Lösungen (AFL 2) den ersten großen Probelauf der neuen Pumpenanlage. In der Halle können auf drei Gleisen je drei Kesselwagen stehen. Mit einem Fassungsvolumen von 4.000 Kubikmetern ist die AFL 2 für die Aufnahme auch größerer Mengen Lösung gut aufgestellt – und wird allen Szenarien der Notfallplanung gerecht (siehe Die Voraussetzungen für die Rückholung).
     
  • Auf der 595-Meter-Ebene (Sohle) bereitet die BGE eine Strecke zum Verfüllen vor. Alle Anlagen und technischen Materialien wurden dafür heraus geräumt. Jetzt fräsen die Bergleute die Kontur. Sie schneiden den höchsten Punkt der Strecke zur Befüllbohrung. So kann sich der Beton vollständig in der Strecke ausbreiten.
     
  • Die Bergleute der BGE im Betrieb Asse fräsen dicht an der Wendelstrecke auf der 700-Meter-Ebene. Hier bereitet die BGE den ehemaligen Standort der Baustoffanlage BA50 zum Verfüllen vor. Diese Anlage hat die BGE durch die BA 51 auf der 490-Meter-Ebene ersetzt. Die BGE-Kolleg*innen des untertägigen Personals müssen loses Salz abfräsen, bevor sie den Bereich betonieren. Damit der Staub, der dabei entsteht, nicht die Grube vernebelt, sperrt ein Verschlag die Strecke. Der Grubenverkehr ist deshalb umgeleitet.
     
  • Auf der 750-Meter-Ebene werden im äußersten Nordwesten weiterhin die Reichelt-Sümpfe verfüllt. Weitere Informationen dazu finden Sie in unserer Pressemitteilung vom 30. Juni 2020.
  • Unterhalb der 800-Meter-Ebene werden weiterhin Kavernenstrecken hergerichtet. In den Strecken sollen Lösungen gespeichert werden, die nicht planmäßig nach über Tage abgegeben werden können.
     

Faktenerhebung

Die Einlagerungskammern 7 und 12 auf der 750-Meter-Ebene werden mit Bohrungen erkundet. Die Erkundung der Kammer 7 wurde abgeschlossen. Die Erkundung der Kammer 12 wird vorbereitet.

  • Die Mitarbeiter der Arbeitsgruppe Faktenerhebung richten das Bohrort für die Bohrarbeiten zur Einlagerungskammer 12 auf der 750-Meter-Ebene weiter ein. Sie haben die Bohranlage so aufgebaut, dass sie für die erste Bohrung richtig steht. In die erste Bohrung zementieren sie das Standrohr ein. Die großen Drucklufttanks, mit denen die Anlage betrieben wird, haben sie mit den nötigen Schläuchen versehen und den Kompressor auf seinen neuen Platz gestellt. Auch die Elektro-Installationen laufen weiter, die Messcontainer sind jetzt elektrifiziert. Außerdem montieren sie die Laborschränke.

Rückholungsplanung

Die Bergung der Abfälle erfolgt je nach Einlagerungskammer mit unterschiedlichen Techniken.

 

  • Die BGE hat mit der Arbeit am Projekt „Entwicklung von Charakterisierungskonzepten“ begonnen. Was sperrig klingt, ist eine der großen Fragen bei der Rückholung: Wie setzen sich die radioaktiven Abfälle genau zusammen? Wie können sie für die spätere Endlagerung genau beschrieben werden? Die Abfälle werden in Umverpackungen zu Tage gefördert. Darin: Radioaktive Abfälle, Behälter(-teile), Salz, eventuell Lösungen – genaue Zusammensetzung unbekannt. Daraus moderne, sichere und endlagerfähige Produkte mit genauer Dokumentation zu machen, ist eine der großen Aufgaben der BGE im Projekt Rückholung. An dieser Aufgabe arbeiten die BGE-Kollegen des Projekts jetzt mit externer Unterstützung.
     
  • Die BGE prüft die Angebote für die Ausschreibung zum großvolumigen Teilflächenabbau. Diese Bergetechnik gehört nicht zum Standardvorgehen im Bergbau. Der moderne Bergbau hat aber brauchbare und modifizierbare Komponenten anzubieten. Flexible, gute Lösungen zu finden, ist hier eine Herausforderung für die BGE. .

Rückholungsbergwerk und Schacht Asse 5

Für die Rückholung müssen neue Infrastrukturräume und Zugänge zum bestehenden Bergwerk sowie ein Bergungsschacht (Schacht Asse 5) errichtet werden.

  • Im äußersten Osten der 700-Meter-Ebene richten Bergleute das Bohrort für zwei weitere Erkundungsbohrungen ein. Die Bohrungen liefern wichtige Informationen über den Aufbau des Salzsattels im Osten, wo die BGE das Rückholbergwerk und den Schacht Asse 5 plant.
     
  • Eine weitere Bohrung (700-3) wird von rund 400 Metern um rund 100 Meter verlängert. Die ursprüngliche Bohrung hatte noch nicht die erwarteten Gesteinsschichten erreicht. Das Gestein der Asse kommt in einer bestimmten Abfolge nacheinander vor. So gibt es mit der Begutachtung der erbohrten Materialien Indizien über den Aufbau des Salzgebirges. Die Verlängerung wird also zu nachfolgenden Schichten führen. Dann hat die BGE wieder wichtige Informationen zum Aufbau des Salzgebirges erlangt.

Lösungsmanagement

Im Bergwerk werden aktuell täglich rund 12,5 Kubikmeter Salzlösung aufgefangen. Das Lösungsmanagement gelt den Umgang mit diesen Lösungen.

  • Rund 253 Kubikmeter Salzlösung werden nach erfolgter Freigabe gemäß Paragraph 31 ff der Strahlenschutzverordnung nach über Tage gebracht. Die abgegebenen Lösungen stammen von der Hauptauffangstelle auf der 658-Meter-Sohle (Bereich gleicher Tiefe unter der Tagesoberfläche). Tritium und Cäsium-137 können nicht nachgewiesen werden. Die Nachweisgrenze liegt für Tritium bei 8,3 Becquerel pro Liter und für Cäsium-137 bei 0,39 Becquerel pro Liter. Mit der Nachweisgrenze wird derjenige Wert eines Messverfahrens bezeichnet, bis zu dem die Messgröße (zum Beispiel die spezifische Aktivität von Radionukliden einer Flüssigkeitsprobe) gerade noch zuverlässig nachgewiesen werden kann. Sie ist ein Maß für die Empfindlichkeit des gewählten Analyseverfahrens. Wenn beispielsweise Aktivitätskonzentrationen von Radionukliden so niedrig sind, dass sie nicht mit hinreichender Sicherheit ermittelt werden konnten, wird die sogenannte Nachweisgrenze angegeben. Sie zeigt die maximal mögliche Aktivität an, die theoretisch noch in einer Probe vorhanden sein könnte.

Standortüberwachung und –erkundung

Zur Planung der Rückholung, zur Umsetzung der Notfallplanung und zur Erfassung der Auswirkungen durch den Bergbau muss die Asse überwacht und erkundet werden.

  • Derzeit wird durch externe Spezialisten der Bohrplatz für die Bohrung Remlingen 10 eingerichtet. Der Bohrplatz der Bohrung Remlingen 10 ist jetzt als ebene Fläche erstellt. Auch der eigentliche Bohransatz-Punkt ist eingerichtet. Das Bohrgerät wird später über einen sogenannten Bohrkeller gestellt. Zusätzlich bauen die Fachleute im Boden versenkte Becken. So stellt die BGE sicher, dass keine grundwasser-gefährdenden Stoffe versickern können. Weitere Informationen zu den Erkundungsarbeiten finden Sie im Monatsbericht Mai 2020.

Bergbauliche Arbeiten

Die Bergleute müssen den sicheren Betrieb der Schachtanlage Asse II gewährleisten.

  • Der Aufbau der neuen Baustoffanlage BA 51 zum Abfüllen von Trockenmaterial auf der 490-Meter-Ebene ist abgeschlossen. Die Vorgänger-Anlage auf der 700-Meter-Ebene ist abgebaut.
     
  • Auf der 511-Meter-Ebene wird an einem Arbeitsraum für untertägiges Personal gearbeitet.
     
  • Auf der 725-Meter-Ebene erreicht eine Bohrung nicht ihr geplantes Ziel. Diese wurde von der 511-Meter-Ebene in Richtung der Einlagerungskammer 7 auf der 725-Meter-Ebene erstellt. Die Bohrung sollte die Decke der Einlagerungskammer erreichen. Da der Durschlag nicht wie geplant erfolgte, wurden die Arbeiten gestoppt und eine Verlaufsmessung des Bohrloches durchgeführt. Dabei wurde festgestellt, dass die Bohrung statt in die Decke der Einlagerungskammer in die Wand zwischen Einlagerungskammer und Hauptverbindungsstrecke (Wendelstrecke) gebohrt wurde. Die Bohrung wird nun qualitätsgesichert verfüllt. Auf der 725-Meter-Ebene arbeiten die Bergleute des Projektes Asse an einer Bohrung in die Kavernenstrecken. Diese 110 Meter lange Bohrung stellen sie als Raise-Bohrung her: Erst bringen sie eine Pilotbohrung nieder. Diese hat einen geringen Durchmesser. Ist die Bohrung durchschlägig, schlagen sie eine Raisebohrkrone an. Das ist eine Krone mit einem sehr großen Durchmesser. Sie schneidet nach oben. Das Gestänge wird hochgezogen (englisch: raise) und das Bohrmehl fällt durch Löcher in der Krone nach unten. Bei Bohrungen mit großem Durchmesser sind Raise-Bohrungen sehr praktisch, denn der Transport des Bohrkleins bei großen Durchmessern ist schwer. Um die Bohrung zu spülen und das Bohrklein auszublasen, braucht man bei großen Durchmessern viel mehr Druckluft als bei kleinen. Der Bohrkleintransport über Schwerkraft ist erheblich einfacher: das Bohrklein fällt einfach nach unten.

Infrastruktur

Über Tage muss die Infrastruktur dauerhaft instandgehalten und modernisiert werden.

  • Die BGE hat den Durchgang im Neubau zwischen Kauengebäude und Schachthalle freigegeben. Jetzt ist hier viel Platz für eine Lampenstube, in der das untertägige Personal Geleuchte und Sauerstoffselbstretter lagern kann. Das zuständige Wartungspersonal bezieht hier ebenfalls seine Werkstatt. Im neuen Sanitätsraum findet sich neben einer Liege, einem Rollstuhl und einem Arbeitsplatz für medizinisches oder arbeitssicherheitliches Personal auch noch eine Dekontaminationsdusche. Das Abwasser dieser Dusche fließt in besondere Tanks. Für den Fall, dass kontaminierte Kolleg*innen unter fließendem Wasser gereinigt werden müssen, ist so sichergestellt, dass keine Verunreinigung des Abwassers mit radioaktiven Stoffen passiert. Bis die Tankanlage abgenommen ist, müsste aber noch der provisorische Container neben der Schachthalle genutzt werden.

Im Gespräch

Im Rahmen unserer Öffentlichkeitsarbeit können sich alle interessierten Bürgerinnen und Bürger über die Schachtanlage Asse II informieren und mit uns ins Gespräch kommen.

  • Am 10. Juli präsentiert sich die BGE mit dem Rückholplan live in der Öffentlichkeit. Nach der Präsentation im Internet-Livestream im April stellen die Geschäftsführer Stefan Studt und Beate Kallenbach-Herbert, der Bereichsleiter Asse Jens Köhler und der zuständige Abteilungsleiter Dirk Laske bei der Sitzung der Asse-2-Begleitgruppe in Wolfenbüttel den Plan vor. Weitere Informationen finden Sie in der Meldung vom 10. Juli 2020.

Einblick

Aufgenommen im Juli 2020

Blick in das Salzlager der Schachtanlage

Regelmäßig kommen Kipplaster in diese Halle im Landkreis und holen oder bringen je 25 bis 30 Tonnen Salz. Aber das ist mitnichten Salz aus der Asse, sondern Salz für die Asse. Die BGE fährt Salz ins Salzbergwerk.

Warum? Weil die BGE in der Asse Tausende Tonnen Salzpulver pro Jahr zu Beton verarbeitet. Der Beton stabilisiert das Bergwerk. Das Salz, aus dem die Kolleg*innen des Bereiches Asse den Spezialbeton herstellen, muss besonders reines Salz sein. Hier ist nicht die Rede von Dreck im Salz, sondern davon, dass es eine spezielle chemische Zusammensetzung haben muss. Salzsteine in Salzbergwerken sind nicht immer so weiß wie das Salz, das als Speisesalz auf dem Tisch steht. Das ist reines Natriumchlorid. Und genau aus solchem Salz die BGE Baustoff her. Nehmen die Kolleg*innen stattdessen Kalisalz oder andere Salzarten, ist der Baustoff nicht gut genug. Dann ist er zu weich, um das Bergwerk zu stützen. Die Asse braucht reines Steinsalz. Also bringt die BGE Salz ins Bergwerk.


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