Endlagersuche

Vulkanismus, Froscheier und selbstheilende Risse

Drei Tage lang hat die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) mit Forschenden sowie der interessierten Öffentlichkeit über die Standortsuche für ein Endlager für hochradioaktive Abfälle diskutiert.

Was Froscheier mit dem Schutz vor radioaktiver Strahlung zu tun haben, oder wie im Tongestein Risse "heilen" können, das waren nur zwei von vielen Themen, die während der ersten "Tage der Standortauswahl" in Braunschweig diskutiert worden sind. Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) hatte vom 12. bis 14. Dezember 2019 ins Haus der Wissenschaft geladen, um den Stand der Wissenschaft zur Endlagerung, zur Geologie der Endlagerung sowie zur Modellierung von geologischen Modellen präsentiert zu bekommen.

20 Forscherinnen und Forscher beteiligten sich mit eigenen Fach- oder Kurzvorträgen an den "Tagen der Standortauswahl". Auf insgesamt 29 Postern präsentierten zudem viele jüngere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Forschungsergebnisse mit Endlagerbezug. Die BGE wiederum präsentierte den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und am Samstag, 14. Dezember, der gesamten interessierten Öffentlichkeit, mit welchen Methoden sie die Ausschlusskriterien, die Mindestanforderungen sowie die geowissenschaftlichen Abwägungskriterien für den Zwischenbericht Teilgebiete anwenden will. "Genau das haben wir uns erhofft", kommentierte der für die Standortauswahl zuständige Geschäftsführer der BGE, Steffen Kanitz, die Diskussionen. "Es ist gut zu sehen, dass sich in der Forschung auf vielen für die Standortauswahl wichtigen Feldern so viel Bewegung erkennen lässt."

Die Froscheier dienen übrigens dazu, den Weg von Radionukliden in der Umwelt zu untersuchen. Dabei geht es um die Wege von Radionukliden im Boden, in Pflanzen und Tieren.

Große Resonanz bei den "Tagen der Standortauswahl"

Mit 240 Gästen am 12. Dezember, 220 am 13. Dezember und rund 150 Gästen am Publikumstag am 14. Dezember diskutierten die Expertinnen und Experten des Bereichs Standortauswahl der BGE über die Prognose von Vulkanismus über eine Million Jahre, die neuen Möglichkeiten, statistischer Methoden, um die Unsicherheit von Geomodellen zu bestimmen, oder die Möglichkeiten, mit seismischen Messmethoden verlässliche Kenntnisse des Untergrunds zu gewinnen. Warum ein solcher "Ultraschall" fürs Gestein nicht immer leicht zu lesen ist, und nicht in jedem Gestein die gleichen Ergebnisse bringt, war das Thema eines Fachvortrags am 12. Dezember.

Die kaufmännische Geschäftsführerin der BGE, Beate Kallenbach-Herbert, kommentierte die beiden Fachtage der Veranstaltung so: "Es ist beruhigend zu sehen, dass die Generation der ergrauten Über-Fünfzig-Jährigen nicht mehr alleine forscht, sondern sich ein Generationswechsel anbahnt, und viele junge Forscherinnen und Forscher in Feldern arbeiten, die für die Standortauswahl für ein Endlager für hochradioaktive Abfälle von großer Bedeutung sind."

Wie will die BGE die Kriterien zur Standortauswahl anwenden?

Die zweite Hälfte der Veranstaltung nutzte die BGE dann für die Methodendiskussion. Wie sollen Bohrungen im Zwischenbericht Teilgebiete ausgeschlossen werden. Dieses Teil-Kriterium, das die Schädigung von Gestein durch menschliches Handeln, also Bergbau und Bohrungen, bewerten soll, steht noch bis Ende des Jahres im BGE-Forum zur Debatte. Dort werden früh im kommenden Jahr auch die weiteren Ausschlussmethoden veröffentlicht und zur Kommentierung angeboten. Das Online-Forum wird also fortgesetzt. Darauf wies Dr. Sönke Reiche hin, der im Bereich Standortauswahl für die Ausschlusskriterien und ihre Methoden verantwortlich ist.

Julia Rienäcker-Burschil stellte den Stand der Methodendiskussion für die Mindestanforderungen vor, die erfüllt sein müssen, damit ein Gebiet identifiziert werden kann, das unter Umständen für die Lagerung von hochradioaktivem Atommüll geeignet sein könnte. Damit aus einem identifizierten Gebiet ein Teilgebiet wird, muss es mit Hilfe der elf geowissenschaftlichen Abwägungskritierien auf eine geologisch günstige Gesamtsituation hin überprüft werden. Liegt diese vor, kann das identifizierte Gebiet zu einem Teilgebiet werden. Das erläuterte Dr. Wolfram Rühaak, der die Abteilung Sicherheitsuntersuchungen der BGE leitet.

Grundlegende Einwände sind während der Veranstaltung nicht geäußert worden. Doch die BGE erhofft sich im Nachgang zu den "Tagen der Standortauswahl" noch den einen oder anderen fachlichen Hinweis aus den Reihen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie der geologischen Dienste, die ebenfalls stark in Braunschweig vertreten waren.

Mehr Transparenz und Augenhöhe auf dem Weg zum Endlager gefordert

Am Samstag, 14. Dezember, hatten die Bürgerinnen und Bürger das Wort. Der Vorsitzende der Geschäftsführung der BGE, Stefan Studt, hatte zu Beginn der Veranstaltung um "eine rege Beteiligung an der Diskussion" gebeten, und die interessierte Öffentlichkeit nutzte diese Möglichkeit auch. Ein wichtiges Thema der vertretenen Bürgerinitiativen und Umweltverbände war ein "Mangel an Augenhöhe". Denn die ehrenamtlich tätigen Fachleute in den Initiativen hätten weder genug Geld noch genügend Zeit, um "die komplexen Themen, über die hier diskutiert worden ist, ohne wissenschaftlichen Beistand zu durchdringen", kritisierte ein Vertreter eines Umweltverbandes und appellierte an die politisch Verantwortlichen, noch vor Beginn der ersten Phase der formalen Bürgerbeteiligung, der Fachkonferenz Teilgebiete, Abhilfe zu schaffen und der interessierten Öffentlichkeit Etats für die benötigte Expertise zur Verfügung zu stellen.

Ein weiteres Thema war der vielfach empfundene Mangel an Transparenz. So fehlten einem zivilgesellschaftlichen Experten beispielsweise die Informationen darüber, welche Forschungsprojekte die BGE bereits in Auftrag gegeben hat, oder aktuell plant. Diese Informationen wird die BGE früh im kommenden Jahr zur Verfügung stellen, versprach der Bereichsleiter Standortauswahl, Dr. Jörg Tietze. "Für diese Kritik habe ich Verständnis", sagte er. Der Tag endete mit einer Vielzahl an konkreten Vorschlägen, wie die Komplexität des Vorgehens, einfacher gefasst werden könnte.

Wie werden die "Tage der Standortauswahl" dokumentiert?

Die BGE wird ihre Vorträge online veröffentlichen. Das gleiche gilt für die Poster zur jeweiligen Methodik der Anwendung von Kriterien und Anforderungen, die am 14. Dezember präsentiert worden sind. Außerdem wird es ein Dokument geben, das die Anregungen aus der Diskussion über die Methodik enthält und Hinweise gibt, ob und wie diese Anregungen aufgegriffen werden. Darüber hinaus hat die BGE noch während der Veranstaltung einen Tagungsband veröffentlicht, der Kurzzusammenfassungen der wissenschaftlichen Postersession enthält. Das endgültige Programm mit den Vortragenden ist in dem Tagungsband enthalten. Die sechs wissenschaftlichen Fachvorträge, die am Donnerstag, 12.12., sowie am Freitag, 13.12., gehalten worden sind, werden ebenfalls auf der BGE-Homepage veröffentlicht. Die Dokumente werden nach und nach unter dieser Meldung zur Verfügung gestellt und sind dann zudem unter BGE/Standortauswahl/Wesentliche Unterlagen/Fachdiskussionen zu finden.

Menschen sitzen und hören einem Vortrag zu

Die Geschäftsführung der BGE war ebenfalls nach Braunschweig gekommen, um mit den Bürgerinnen und Bürgern über die Methodik bei der Endlagersuche zu diskutieren.

Blick auf das Auditorium

Großer Andrang bei den Fachvorträgen zur Endlagerung im Haus der Wissenschaft in Braunschweig

Redner beantwortet Fragen

Dr. Sönke Reiche, Gruppenleiter Ausschlusskriterien bei der BGE, beantwortet die Fragen des Publikums.

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