Asse

Fassungsraten wieder bestimmbar, System bleibt fragil

Die ergriffenen Maßnahmen zeigen Wirkung: An der Hauptauffangstelle auf der 658-Meter-Ebene kann wieder eine Fassungsrate bestimmt werden. Die weitere Entwicklung ist nicht vorherzusagen. Der Lösungszutritt bleibt eine Herausforderung.

Der Zutritt von Wasser in der Schachtanlage Asse II ist weiterhin technisch beherrschbar. Gleichzeitig bleibt die Situation herausfordernd und ist nicht vorhersagbar. Das ist das Fazit der BGE, nachdem die Ursachen veränderter Fassungsraten an der Hauptauffangstelle 3/658 und in der Gleitbogenausbaustrecke auf der 725-Meter-Ebene genauer untersucht wurden.

Bereits mehrmals berichtete die BGE über die jüngsten Veränderungen des Lösungszutritts:

Seit längerer Zeit ist die Fassungsrate der aufgefangenen Lösungen aus dem Abbau 3 auf der 658-Meter-Ebene wieder stabil und beträgt rund 12,5 Kubikmeter täglich. Das entspricht dem Niveau des langjährigen Durchschnitts. Zeitgleich ist die Fassungsrate im Bereich der Gleitbogenstrecke auf der 725-Meter-Ebene gesunken und entspricht erneut dem langjährigen Mittel von rund 0,4 Kubikmeter täglich. Auch die chemische Zusammensetzung bleibt an beiden Fassungsstellen unauffällig.

Sanierung der Hauptauffangstelle notwendig

Aufgrund der durchgeführten Maßnahmen besteht nun die Möglichkeit, wieder verlässliche Fassungsraten zu bestimmen. Ein unmittelbares Eingreifen ist derzeit nicht erforderlich. Die BGE arbeitet jetzt an einem Plan, im Bereich des Abbaus 3/658 redundante Fassungsstellen zu errichten. Das bestehende System ist fragil und für die Dauer der Rückholung nicht belastbar. Eine verbesserte Lösungsfassung ist daher weiter notwendig. Die Planungen für eine weitere Fassungsstelle im Bereich des Abbaus 3/658 werden von einer Gruppe aus Expert*innen unterschiedlicher Abteilungen der BGE gemeinsam fortgeführt.

Hintergrund zum Wasser in der Schachtanlage Asse II

Zur Jahresmitte 2022 beobachtete die BGE an der Hauptauffangstelle einen langsamen, aber kontinuierlichen Rückgang der aufgefangenen Lösungsmengen. Zeitgleich wurden weiter unten im Bergwerk erhöhte Fassungsraten im Bereich der Gleitbogenausbaustrecke auf der 725-Meter-Ebene registriert. Da hier ein Zusammenhang vermutet wurde, betrieben Fachkolleg*innen des Bergwerksbetriebs, der Notfallplanung und der Geologie Ursachenforschung. Das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) in Niedersachsen war eng in den Austausch eingebunden. Als Ursachen waren zunächst mehrere Möglichkeiten denkbar. Eine Schädigung der im Abbau 3 verlegten Folie, eine Senkung innerhalb des Abbaus oder veränderte Fließwege aufgrund der Gebirgsmechanik kamen in Frage.

Ende Februar untersuchten Mitarbeiter*innen ein im Abbau 3 verlegtes Drainagerohr zunächst mit einer Kamera, später mit einer mit Sensoren bestückten Sonde. Dabei stellten sie fest, dass der tiefste Punkt der Verrohrung rund 0,7 Meter tiefer liegt als die 13 Meter entfernte Austrittstelle am Zugang des Abbaus. Die Messungen bestätigten die Vermutung, dass sich durch Setzungen des eingebrachten Materials eine Vertiefung gebildet hat, in der sich Standlösung sammeln kann.

Wie am 9. März 2023 berichtet, begannen Mitarbeiter*innen des Lösungsmanagements damit, gezielt Lösung aus dem Abbau 3 auf der 658-Meter-Ebene abzupumpen. Bis Mitte Mai 2023 wurde das Auffangen der Zutrittslösung unter permanentem Einsatz eines Pumpsystems reguliert. Danach wurde der Pumpeneinsatz kontinuierlich dem tatsächlichen Zulauf angepasst und konnte schließlich komplett eingestellt werden.

Am 22. Mai installierten Bergleute ein System aus Schläuchen und Behältern, über welches die Lösung nach dem Prinzip kommunizierender Röhren aufgefangen werden kann. Durch Unterdruck wird eine konstante Saugwirkung in einer Schlauchverbindung zwischen der Standlösung und einem tiefer liegenden Auffangbehälter erreicht. Dies bewirkt einen selbstständigen Niveauausgleich zwischen der Standlösung im Abbau und dem außerhalb des Abbaus installierten Messbehälter (siehe Abbildung). Auf diese Weise kann auch die tatsächliche Fassungsrate seit Juni 2023 wieder genau ermittelt werden.

Da die BGE davon ausgeht, dass das derzeitige System vorläufig stabil ist, wird sie erst wieder berichten, sollte sich die Situation an der Hauptauffangstelle erneut verändert.

Auf der linken Seite der Zeichnung ist eine Abbaukammer mit einer Vertiefung in der Mitte dargestellt. In dieser Vertiefung befindet sich eine Flüssigkeit, in der ein Schlauch endet. Der Schlauch führt aus der Kammer heraus und endet an der unteren Kante eines Behälters. Dieser ist bis zur Hälfte mit einer Flüssigkeit befüllt. Von der Oberkante der darin enthaltenen Flüssigkeit führt eine Rohrleitung/ein Überlauf über ein weiteres Becken, in welches die Flüssigkeit abläuft.

Die Zeichnung zeigt schematisch die aktuelle Verfahrensweise zum Auffangen der Zutrittslösung am Abbau 3 auf der 658-Meter-Ebene.